1. Vorwort
    Die nachfolgende Abhandlung beschreibt die Geschichte der Fahrzeuge und Geschichten um die Fahrzeuge, die in der FFw Plötzin Dienst taten und noch tun. Sie beruht auf Fakten, Überlieferungen und Aussagen von, zum Teil noch lebenden Kameraden und ehemaligen Kameraden der FFw Plötzin. Ein Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit des Niedergeschriebenen wird nicht erhoben. Der Autor ist für jeden Hinweis und eventuelle Richtigstellung dankbar und wird diese in weiteren Ausgaben einarbeiten.
  1. Die Handdruckspritze
    Die, im Jahre 1929 gegründete, FFw Plötzin basierte auf einer bestehenden Pflichtfeuerwehr, wie sie in vielen Orten der Mark Brandenburg üblich waren.
    Es ist anzunehmen, dass diese zwischen 1900 und 1910 ins Leben gerufen wurde. In dieser Zeit entstand sicher auch das erste Gerätehaus auf dem Dorfanger. Zum ersten Bestand der Feuerwehr gehörte eine, in dieser Zeit übliche, pferdebespannte Handdruckspritze, der Firma Koebe Luckenwalde und ein Wasserwagen. Kamerad Paul Schultze berichtete mir, dass in Zusammenhang mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr die Handdruckspritze, durch die Gründungsmitglieder, mit einem neuen Farbanstrich versehen wurde. Er berichtete mir auch von einem Einsatz, Anfang der Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Bei diesem Brand im Haus, Bliesendorfer Weg 2 (ehern. Scholli), musste das Löschwasser mit dem Wasserwagen aus dem mittleren Dorfteich herangeschafft werden. Die Pferde fuhren mit dem Wasserwagen im Galopp
    zwischen Dorfteich und Brandstelle und konnten so eine stabile Wasserversorgung aufrechterhalten. In der Chronik der Feuerwehr wird auch von einem Brand der Scheune vom Bauern Fritz Zander berichtet, bei dem die Handruckspritze zum Einsatz kam.
    Die Handdruckspritze wurde 1952 verschrottet. Der Erlös wurde für die Unterhaltung des ersten Fahrzeuges verwendet. Der Wasserwagen, mit dem hölzernen Wasserbottich ging schon vorher zu Bruch und wurde noch als Mannschaftstransportwagen genutzt. Die Alarmglocke der Handdruckspritze fand noch jahrzehntelang beim Kamerad Herbert Schultze als Türglocke Verwendung.
  1. Der 1. Tragkraftspritzenanhänger (TSA)
    Im Jahr Februar 1945 kurz vor Kriegsende, wurde der erste TSA, an die FFw Plötzin ausgeliefert.
    Es handelte sich um eine Kriegssparproduktion der Firma Koebe Luckenwalde. Die Pressspanbeplankte Holzkonstruktion, auf einem drehstabgefederten Fahrgestell, wurde auch gern als „Pappkarton-TSA“ bezeichnet. In Ermangelung an Gummireifen wurden die Felgen mit Holzreifen ausgeliefert, die später durch Gummireifen ersetzt werden konnten. Der TSA war mit einer „Einheits-TS8″ und einer Minimal-Ausstattung an Schläuchen und Armaturen bestückt. TSA und Pumpe waren, wie in dieser Zeit üblich, in „Sahara-gelb“ lackiert. TSA-Anhänger dieser Art, der Firma Koebe, wurden noch bis April 1945 an Feuerwehren der Mark, ausgeliefert.
    Erstmalig wurde die TS beim Brand der Scheune Möllendorf (heute Alte Dorfstraße 51) zum Einsatz gebracht. Kamerad Herbert Schultze, gerade aus dem Krieg heimgekehrt, hatte die Pumpe noch nie vorher gesehen, konnte aber aufgrund seiner hervorragenden, technischen Kenntnisse als Flugmotorenmechaniker, die Pumpe in Betrieb setzen. Diese TS8 befindet sich noch heute, in betriebsbereiten Zustand, auf dem „Allrad-Horch“. Das Fahrgestell des TSA wurde später, durch die Kameraden, zum Schlauchanhänger für den „AllradHorch“ umgebaut.
  1. Der 1. Mercedes
    Es war im Jahr 1946, als die FFw Plötzin zu einem Brand im Haus der Familie ehern. Wittstruck, Nähe „Villa Wolter“, gerufen wurde. Eine Pferdebespannung war nicht verfügbar. Also wurde der TSA im „Handzug“, über 2 km, zum Einsatzort gebracht. Da die Gemarkung Plötzin, die über einen 3 Kilometer entfernten Ortsteil Neu Plötzin und viele, im Außenbereich, in den sogenannten „Ausbauten“, verteilte Gehöfte verfügte, kam es bei der FFw Plötzin zu ersten Überlegungen, ein Zugfahrzeug anzuschaffen.
    Erst 1952 konnte dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt werden. Die Kameraden gingen buchstäblich mit dem „Hut“ durch die Gemeinde um Geld zu sammeln. Dies geschah in einer Zeit nach dem Krieg wo jeder jeden Pfennig zweimal umdrehte, bevor er ausgegeben wurde. Das Unmögliche gelang. Es konnte vom Obstzüchter Jäger aus Göhlsdorf ein Fahrzeug erworben werden. Das Fahrzeug war ein, zum Leichtlastwagen umgebauter PKW, Mercedes Benz 8/38 Typ200 „Stuttgart“, mit 38 PS, Baujahr 1928.
    Er wurde von den Kameraden so hergerichtet, dass er zum Mannschaftstransport und als Zugfahrzeug genutzt werden konnte. Unter anderem musste durch Kamerad Herbert Schultze, das Fahrzeug von Holzgasbetrieb wieder auf Vergaserbetrieb umgebaut werden. Das schon seinerzeit betagte Fahrzeug war mit seiner Aufgabe leicht überlastet. Hat sich aber trotzdem bei vielen Einsätzen bewährt. Die FFw Plötzin war damit auch überörtlich gefragt. Es wurden viele Einsätze bei Waldbränden und auf der Autobahn mit dem Mercedes gefahren. Die Truppe aus Plötzin war auch sonst recht aktiv. Nach Erzählungen meines Vaters und Wehrführer, Georg „Schorsch“ Neumann, kam es schon mal vor, dass das Fahrzeug von den Kameraden bis zum Ortsausgang geschoben wurde, um nicht zu viel Aufsehen im Ort zu erregen, weil man am Feuerwehrball der Kameraden in Phöben teilnehmen wollte. Aber wie bereits erwähnt war das Fahrzeug mit den Aufgaben bei Feuerwehr überlastet. Als das Kardangelenk wegen der Überlastung brach, wurde es in Ermangelung von Ersatzteilen vom Schmiedemeister und Kamerad Paul
    Schultze, so gut wieder zusammen geschweißt, dass es nie wieder brach. Der Mercedes wurde nach dem Aufbau des „Reihen-Horch“ in Plötzin ausgemustert. Das letztlich auch aus Platzgründen. Man konnte wohl den benachbarten Wagenschuppen des Gründungsmitgliedes Karl Hübner (heute Alte Dorfstraße 49) nutzen, aber auch hier war der Platz begrenzt. Das Fahrzeug kam Ende der Fünfziger Jahre zur Berufsfeuerwehr (BF) nach Potsdam. Von dort schleppte es Kamerad Günter Steinhöfel, als Angehöriger der BF Potsdam, zur Freiwilligen Feuerwehr Wildenbruch, die es noch einige Jahre nutzte und dann verschrottete.
  1. Der „Reihen-Horch“
    Der „Reihen-Horch“ (Anm. der Name stammt von der Zylinderanordnung des 8-Zylindermotors!) war in seinem früheren Leben auch ein PKW. Ca. 1930 gebaut als vornehme Limousine, mit „Pullman-Karosserie“, hatte er sicher schon bessere Zeiten gesehen.
    Darauf wiesen sicherlich die, bei den Umbauarbeiten zum Feuerwehrauto, gefundene silberne Krawattennadel und eine Visitenkarte des Berliner Hotels „Adlon“, hin. Die Typenbezeichnung 375, auf dem Typenschild, widerspricht den in der Literatur vorgefundenen Merkmalen. Die zweigliedrige Stoßstange und die Ausführung der Seitenteile der Motorhaube, weisen eher auf ein Modell der vierhunderter Serie hin, die bis ca. 1932 gebaut wurde. Der Achtzylinder-Reihenmotor ist schon die neuere Ausführung mit nur einer obenliegenden Nockenwelle.
    Aber nun zur weiteren Geschichte dieses Fahrzeuges. Personenkraftwagen mit sehr großem Hubraum (in diesem Fall 4 Liter!) und hohem Spritverbrauch gehörten schon Anfang des Krieges zu Auslaufmodellen für den Privatbesitz. Beim Militär, Feuerwehr und Polizei war das noch kein Problem. So kamen viele Fahrzeuge zu solchen Institutionen. So auch dieser Horch, der bei der Übernahme durch die FFw Plötzin, grün lackiert war und die noch vorhandenen Vordertüren, die Aufschrift „Feuerschutzpolizei Kirchmöser“ besaßen. Der weitere Lebenslauf ist unbekannt. Der Vorbesitzer hatte jedoch vor, das Fahrzeug als Träger für ein fahrbares Sägewerk umzubauen.
    Solche Konstellationen waren seinerzeit durchaus üblich. Man nahm ein Fahrzeug, das wegen seines hohen Spritverbrauches keine weitere Verwendung fand und baute auf dem Chassis eine, durch einen kleinen Wasserverdampfermotor angetriebene, Kreis- oder Bandsäge auf. Damit fuhr man von Haus zu Haus, bzw. von Hof zu Hof um seine Brötchen mit dem Sägen von Brennholz zu verdienen. Ein ähnliches Fahrzeug, auf Basis eines großen Maybach-PKW kann man noch in diesem Zustand im Technikmuseum Speyer ansehen.
    Dieses Schicksal blieb unserem Horch erspart. Er stand in einer Obstzüchterhütte, auf der Glindower Platte, in der Nähe des Windrades und wurde dort von den Kameraden bei einem Brandeinsatz entdeckt. Die genauen Umstände des Erwerbes durch die Feuerwehr und der Name des Vorbesitzers sind nicht bekannt. Auf jeden Fall war die Limousinen-Karosserie bereits demontiert. Nach einigen Testfahrten wurde die Brauchbarkeit des Fahrzeuges festgestellt. Die Türen wurden entfernt, die Windschutzscheibe leicht geneigt und die Karosserie in der heutigen Form aufgebaut. Maßgeblich beteiligt daran waren die Kameraden Schmiedemeister Paul Schultze und Stellmachermeister Richard Dräger. Der „Reihen-Horch“ war, aufgrund seiner hohen Motorleistung von 80 PS, besser für den Mannschaftstransport und als Zugfahrzeug geeignet, als der Mercedes. Die Plötziner Feuerwehr gehörte damit, zusammen mit der Phöbener Feuerwehr, mit ihrem Mercedes SSK, zu den schnellsten seiner Zeit, in der Gegend. Die Geländegängigkeit des „Reihen-Horch“ war jedoch eingeschränkt. Hierzu folgende Geschichte:
    Man hatte, um die Einsatzbereitschaft zu erhöhen, die Kraftstoffzufuhr auf Fallbenzin umgestellt.
    Das hatte den Vorteil, dass nach langen Standzeiten im Gerätehaus nur der Benzinhahn geöffnet werden musste und der Motor nach wenigen Sekunden schnell gestartet werden konnte. Nachteil: Beim Befahren von Steigungen mit halbvollem Tank riss die Kraftstoffzufuhr ab. So geschehen, 1957, bei einer großen Waldbrandübung zusammen mit der Berufsfeuerwehr Potsdam und anderen, motorisierten Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Potsdam.
    Der Abschleppversuch durch den Halbketten-Rüstwagen „Jumbo“, der BF misslang, weil die Abschleppstange nicht am Horch befestigt werden konnte. Man löste das Problem, indem der Jumbo den TSA in Schlepp nahm, und der Horch die Steigung rückwärts hinauf fuhr. Alle Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren mussten seit Anfangs der Sechziger Jahre zu einem sogenannten „Fahrzeugappell“ bei der BF in Potsdam vorgestellt werden. Dies war eine Art TÜV für die Fahrzeugsicherheit und feuerwehrtechnische Einsatzbereitschaft. Hier beschloss der „Technische Rat“, dass der„Reihen-Horch“ mit Spiegel und Plane zu versehen, und die Rückenlehne der Sitzbänke zu erhöhen sei. Man befürchtete, dass die Mannschaft bei schnellen Kurvenfahrten über Bord gehen könnte. Also wurde das Fahrzeug entsprechend hergerichtet. Plane und Spriegel wurden erst wieder 1999 bei der Restaurierung entfernt. 1970 wurde der „ReihenHorch“ formell aus dem Bestand der FFw entfernt, um der Zuführung eines Neufahrzeuges Platz zu machen. Danach wurde er nur noch selten genutzt. Viele erinnern sich noch an die sommerlichen Aktionen, bei dem der mittlere Dorfteich mit Wasser aus der leistungsstarken Unterwasserpumpe des Mühlenfeldes aufgefüllt wurde. Dazu musste immer eine Schlauchleitung zwischen Oberflurhydrant an der Leichenhalle und dem Dorfteich verlegt werden. Der„ReihenHorch“ diente hier als Transportfahrzeug. Diese Aufgabe erübrigte sich auch, als mein Vater einen Kübelwagen für den Wirkungsbereich erhielt. Zum Glück konnte die Feuerwehr alle Garagen in Hübners Stall nutzen, sodass der Horch die folgende, stürmische Zeit unbeschadet überdauern konnte. Anlässlich des Feuerwehrjubiläums 1999 wurde der Horch durch Kamerad Kurt Rieke wieder zum Leben erweckt. Nach dem das Fahrzeug neulackiert war, konnte es zum 70 jährigem Jubiläum der FFw Plötzin wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden. Seitdem wurde viel an dem Horch gemacht. Um die Oldtimerzulassung zu erhalten, musste z.B. die elektrische Anlage von Winkerbetrieb auf Blinklicht, mit Warnblinkfunktion umgestellt werden. Die Kraftstoffzufuhr wurde wieder auf Pumpenbetrieb umgestellt. Der Uraltölfilter wurde durch eine moderne Schraubfilterpatrone ersetzt. 1968 hatten die beiden „Horchs“ der FFw Plötzin bereits Film-Erfahrungen gesammelt. Für ein paar Sekunden waren die Fahrzeuge in der Serie des DFF „Rendezvous mit Unbekannt, Grüße von Drüben“ zusehen. Erst 2012 wurde für den „Reihen Horch“ wieder ein Filmauftritt, im Fernsehfilm der ARD über den Reichstagsbrand „Nacht über Berlin – Der Reichstagsbrand“, möglich.
  1. Der 2. TSA
    Über den TSA der Firma Koebe, Baujahr 1940, ist wenig bekannt. Er wurde Mitte der Fünfziger Jahre von einer anderen Freiwilligen Feuerwehr übernommen. Durch die beiden außen liegenden Schlauchhaspeln und anderer Vorzüge hatte er einen höheren Einsatzwert als der Pappkarton-TSA. Er ist heute noch im Bestand und lief fast ausschließlich hinter dem Mercedes, bzw. hinter dem „Reihen-Horch“.
  1. Das „Vierflaschen-Gerät“
    Das sogenannte „Vierflaschen-Gerät“, ein fahrbares CO2-Löschgerät mit 4 Druckgasflaschen, kam Ende der Fünfziger Jahre zur FFw Plötzin und hat sich bei mehreren Bränden bewährt. In Ermangelung eines TLF war es eine frostsichere Alternative. So z.B. bei einem Wohnungsbrand, bei der Familie Bundschuh in den „Ausbauten“, in einem schneereichen Winter. Dieser Einsatz blieb in Erinnerung, weil der „Reihen-Horch“ bei der Schneeglätte, während der Einsatzfahrt, beinahe in eine Jauchegrube schlitterte. Auch bei Fahrzeugbränden zeigte das Löschgerät seine Vorzüge. So z.B. Anfang der Siebziger Jahre beim Brand eines VW-Käfers, nahe der Autobahnauffahrt Glindow. Bei dem VW brannte das Vorderteil, in dem sich der Kraftstofftank befand, in voller Ausdehnung. Nach dem Ablöschen zeigte sich, dass Bücher und Kleidungsstücke, die sich der Rückbank befanden, unversehrt waren. Einmal reichte die Löschwirkung jedoch nicht aus. Grund dafür war, dass nur noch eine der 4 Flaschen das Löschmittel CO2 enthielt. Was war geschehen?
    Man hatte das Löschgerät an den Agrarflug der Interflug ausgeliehen, die regelmäßig im Frühjahr Pflanzenschutzmittel während der Baumblüte, mit Flugzeugen oder Hubschraubern, ausbrachte. In dem sehr heißen Frühjahr hatten auf dem Agrarflugplatz Plötzin unbemerkt die Überdrucksicherheitseinrichtungen der Flaschen angesprochen, sodass sich 3 Flaschen entleerten. Der letzte Einsatz des „Vierflaschen-Gerätes“ war 1987 beim Küchenbrand der Familie Dombrow. Die aufwendiger werdenden Sicherheitsbestimmungen für die Druckgasflaschen bedeuteten das Aus für dieses eigentlich effektive und saubere Löschmittel.
  1. Der„Allrad-Horch“
    Es war wohl im Herbst 1959, als Kamerad Günter Steinhöfel davon hörte, dass in Netzen ein altes Wehrmachtsfahrzeug zum Verkauf stand. Da Schorsch Neumann erkrankt im Bett lag, fuhr er mit Kamerad Paul Schultze nach Netzen, um sich das Fahrzeug anzusehen. Da stand der Geländewagen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht, aufgebockt und notdürftig abdeckt, mit einigen Brettern und alten Scheunentoren im Garten und machte einen erbärmlichen Eindruck. Die erste Reaktion von Paul Schultze war: „Da könnte man noch was draus machen!“ Schorsch, soll wohl nicht gerade sehr erbaut gewesen sein. Aber trotzdem wurde der Ankauf des Schrotthaufens in Angriff genommen. Aber dazu später mehr.
    Erst einmal zur Vorgeschichte des Fahrzeuges, die weitgehend auf Mutmaßungen beruht. Fakt ist aber, es handelt sich bei diesem Auto um ein sogenanntes „Einheitsfahrgestell für schwere PKW II“, das bei der Auto-Union AG im Werk Zwickau, mit der internen Typenbezeichnung „Horch 108″ für die Wehrmacht produziert wurde. Die Chassis-Nummer weißt eigentlich auf ein sehr frühes Produktionsdatum hin. Es liegt aber der Verdacht nahe, dass das Fahrzeug erst zu Ende des Krieges, vielleicht 1944 (das Original-Typenschild war leider nicht mehr vorhanden!), die Montagehallen in Zwickau verließ. In dieser Zeit wurden alle noch verfügbaren Ersatzteile zu Fahrzeugen verarbeitet und an die Front geworfen. Folgende Fakten lassen darauf schließen:
    1. Das Fahrzeug besaß bei Übernahme durch die Feuerwehr eine vereinfacht gebaute Karosserie.
    2. Karosserie und Chassis waren nur noch für ein Reserverad vorgesehen (Die Serienfahrzeuge dieses Typs besaßen, zwei drehbar gelagerte Reserveräder in der Fahrzeugmitte, außen angebracht!).
    3. Die Windschutzscheibe gehört eher zu einer Halbkettenzugmaschine (SdKFz 11), die ebenfalls bei Horch in Zwickau produziert wurde. Man nahm also alles, was gerade noch an Teilen greifbar war, um Fahrzeuge für die Front zu produzieren.
    Die Front verlief um den 27.04.1945 südlich, kurz vor den Toren der Stadt Brandenburg. Hier lieferte sich das 1. Grenadierregiment der neu aufgestellten RAD-Infanterie Division „Ferdinand von Schill“, Gefechte mit Spitzen der Roten Armee. Offensichtlich blieb das Fahrzeug hier, an der heutigen B102, zwischen Schmerzke und Brandenburg, nach Gewehrbeschuss, stehen. Der, bis 2008, im Fahrzeug verbaute Kühler wies noch das Einschussloch auf. In der Spritzwand findet sich heute noch das zweite Einschussloch. Über das Schicksal des dahinter sitzenden Fahrers ist nichts bekannt. Zurückgelassene Fahrzeuge wurden von der Truppe meist durch eine Handgranate auf Motor oder Getriebe restlos unbrauchbar gemacht, sodass sie nicht mehr durch den Gegner verwendet werden konnten. Herr Overthür aus Netzen war während des Krieges Schirrmeister bei der Wehrmacht und kam früh aus dem Krieg zurück. Er erkannte den Wert des Wracks, das dort im Straßengraben bei Schmerzke lag und barg es. Der, mit Allradantrieb und Vierradlenkung ausgestattete Geländewagen sollte als Abschleppwagen zum Grundstock seiner KFZ-Werkstatt werden. Ersatzteile waren nach dem Krieg noch bei der Autounion in Zwickau und Ersatzteilgroßhändlern erhältlich. Vieles wurde auch aus den Fahrzeugwracks organisiert, die zu tausenden in den Wäldern der Mark lagen. So erhielt der Wagen ein fabrikneues Getriebe, das mittlerweile, lediglich ein paar Tausend Kilometer auf dem Buckel haben dürfte. Der, bei der Übernahme durch die FFw Plötzin, verbaute Horch V8-Motor gehörte jedenfalls nicht serienmäßig in diesen Fahrzeugtyp. Mit ca. 70 PS und Einvergaseranlage ist er der frühen PKW Serie 830 zuzuordnen. Ob dieser Motor durch Herrn Overtühr in das Auto verbaut wurde, ist nicht überliefert. Weitere Arbeiten wurden vom Vorbesitzer am Fahrzeug nicht mehr durchgeführt. Der Wagen vegetierte also fast 15 Jahre, teilweise unter freiem Himmel, vor sich hin.

    Nun weiter zur Geschichte dieses Horch bei der FFw Plötzin. Man einigte sich mit dem Verkäufer auf eine Anzahlung und den Test des Fahrzeuges durch die Kameraden. Kurzerhand wurde ein Anhänger der LPG „Friedrich Engels“ aufgebockt. Mit den Reifen des Anhängers konnte das Fahrzeug mit dem „Reihen-Horch“ nach Plötzin geschleppt werden. Nach ein paar Tagen lief der Motor und das Fahrgestell konnte getestet werden. Sogar die Vierradlenkung funktionierte noch.
    Durch unzählige, freiwillige Arbeitsstunden, gepaart mit dem Organisationstalent einiger Kameraden, wie Günter Steinhöfel, entstand in den folgenden 4 Monaten ein Feuerwehrfahrzeug, das bei den Freiwilligen Feuerwehren seinerzeit seinesgleichen suchte. Kamerad Franz Krause berichtete mir, dass er viele Abende im Gerätehaus zubrachte, um das Fahrgestell vom Rost zu befreien. Oder die Erzählung von Kamerad Willi Block, der als Zimmermann den Fahrzeugaufbau aus gespundeten Holzbrettern, ohne Handkreissäge, Stichsäge oder anderen Werkzeugen, wie man sie heute in jedem Baumarkt bekommen kann, hergestellt hat. Genannt sei auch wieder Kamerad Paul Schultze, der seine Schmiede, Material und seine Arbeitskraft, unentgeltlich zur Verfügung stellte. Verwendung fand alles, was greifbar war. Für die nicht vorhandene Kühlermaske wurde kurzerhand die Kühlermaske eines H3A-LKW umgearbeitet. Für die verschlissenen Kugelköpfe der Lenkung fanden identische Teile des „Robur“ Verwendung. Das „gekrönte H“ des „Allrad Horch“ stammte wohl vom H3A der LPG „Friedrich Engels“ Plötzin. Übrigens wurde der Name „Allrad-Horch“ von dem „Allradantrieb“ abgeleitet, den dieses Fahrzeug besitzt. Der Fahrzeugaufbau wurde so gestaltet, dass neben der Mannschaft auch die Standardbeladung eines TSA Platz fand. Ergänzt durch den Schlauchanhänger entstand eine Fahrzeugkombination mit hohem Einsatzwert für die Freiwillige Feuerwehr. Bis Mitte der Neunziger Jahre blieb der Allrad-Horch formell im Einsatzbestand der FFw Plötzin. Das Fahrzeug erhielt noch ein Bundesdeutsches KFZ-Kennzeichen. Dies führte zu einigen Problemen bei der Zulassung, da kein Fahrzeug dieses Typs beim Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) Flensburg vorher registriert war. Mit der Typenkennung für einen „DKW“, konnte dann ein bundesdeutscher Fahrzeugbrief ausgestellt werden.
  1. Der Schlauchanhänger
    Der Schlauchanhänger des Allrad-Horch wurde, wie bereits erwähnt, aus dem 1. TSA der FFw Plötzin gebaut. Man nahm das Fahrgestell und Bodenplatte des TSA, setzte ein Gestell für zwei B-Haspeln auf, und fertig war der STA mit 400 Meter B-Schlauch. Sogar die Pressspanplatten des alten TSA fanden wieder Verwendung. Das Schlauchmaterial wurde seinerzeit speziell für den STA angeschafft und befindet sich heute noch auf den Schlauchhaspeln. Durch das Verlegen des Schlauchmaterials von dem, gebremst laufenden, Schlauchhaspeln kam es zu einer effektiven Nutzung der Schlauchlängen. In Kombination mit dem Allrad-Horch konnten so schnell eine Wasserförderung über lange Wegstrecke aufgebaut werden. So z. B. geschehen beim Brand einer Strohmiete, Ende der Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, in Göhlsdorf, wo vom Dorfteich, bzw. Feuerlöschbrunnen das Wasser bis zum Einsatzort im heutigen Resauer Weg gefördert werden musste.
  1. Der Nachrichtengeräteanhänger (NGA)
    Schon in den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann man motorisierte Freiwillige Feuerwehren auf die Bekämpfung von Grossschadenslagen vorzubereiten. Der FFw Plötzin sollte in solchen Fällen die Aufgabe zufallen, drahtgebunden Nachrichtenverbindungen herzustellen.
    Die Feuerwehr erhielt dazu eine Anzahl Feldfernsprecher. Als Telefonleitung wurde einadriges, leichtes Feldkabel aus Wehrmachtsbeständen genutzt. Die Feldfernsprecher wurden in eigens dazu angefertigten Kisten und das andere Material irgendwie auf dem damals genutzten Reihen-Horch transportiert. Schon Ende der Fünfziger Jahre wurde im Feuerlöschgerätewerk Görlitz ein NGA entwickelt, der diesen Aufgaben in den Feuerwehren übernehmen sollte. Die Zuführung unseres NGA erfolgte im Jahr 1966. Mit ihm begann die Ausrüstung mit modernem, zweiadrigem Feldkabel Y-F2, wie es auch bei Nachrichteneinheiten der NVA, Verwendung fand. Der Anhänger führte 8 Kilometer Kabel dieses Typs mit. Wegen der aufkommenden Verwendung von UKW-Handfunkgeräten in den Feuerwehren kam der Anhänger nie zum Einsatz. Das Fernmeldematerial wurde aber mehrfach für die nachrichtentechnische Sicherstellung des Agrarflugplatzes Plötzin und auch während der Erdbeer-Kampagne der GPG „Fragaria“, genutzt. Im letzteren wurde eine temporäre Feldtelefonverbindung zwischen der „Deutschlandhalle“ und Erdbeer-Sammelplatz auf dem Dorfanger in Plötzin hergestellt, um die Logistik des Erdbeertransport besser koordinieren zu können. Der NGA ist wohl der einzige überlebende seiner Art und wurde 2012 dem Internationalen Feuerwehrmuseum Schwerin überlassen. Er befindet sich dort seit 2013 in einer speziellen Ausstellung.
  1. Der„LO“ (Robur)
    Der, durch die Robur Werke Zittau gebaute leichte, geländegängige LKW „LO 1800″, wurde bereits kurz nach seiner Einführung, als Basis für ein Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehren in
    der DDR, genutzt. Aber erst Anfang der Siebziger Jahre wurden, durch das Feuerlöschgerätewerk
    Görlitz, größere Stückzahlen als LF 8/STA gefertigt. Dieses Feuerwehrfahrzeug entwickelte sich bis zur Wende zum Standardlöschfahrzeug in den Freiwilligen Feuerwehren der DDR. Die FFw
    Plötzin und die FFw Ferch erhielten im Jahr 1970, die ersten Fahrzeuge dieses neuen Typs im Landkreis Potsdam. Das erste, seriengefertigte, genormte Löschfahrzeug war ein Quantensprung in der Ausrüstung bei der FFw Plötzin. Das mit Vorbaupumpe, Druckluftatemgeräten, Notstromaggregat und anderen Finessen ausgestattete Fahrzeug, konnte auch zu einem TLF, mit 900 Liter Wasser, umgebaut werden. Dadurch war es von hohem Einsatzwert für die Freiwilligen Feuerwehren und war deshalb sehr beliebt. Der LO wurde aber auch wegen seiner Störanfälligkeit gehasst. Gerade bei hohen Temperaturen neigte der luftgekühlte Benzinmotor des Robur zu Startschwierigkeiten. Hierzu folgende Geschichte, die beinahe tragisch endete: 1976 kam es zu einem großem Waldbrand zwischen Neuseddin und dem heutigen Dreieck Potsdam. Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren, der BF Potsdam, Armee und Andere waren mehrere Tage im Einsatz. So
    auch Plötzin. Da geschah es. Der Motor versagte mitten in den Flammen seinen Dienst. Kamerad
    Kurt Rieke wechselte am glühend heißen Motor die Zündkerzen, während der Rest der Mannschaft die Flammen abwehrte. Alles ging gut, man entkam der Flammenhölle.
    Nach diesem großen Waldbrand forcierte man wieder das Training der Brandschutz- und Katastrophenzüge. Vielen älteren Kameraden sind noch die Wochenenden in Erinnerung, an denen die sogenannte „Wassergasse“ geübt wurde. Da viele Freiwilligen Feuerwehren mittlerweile über die gleiche LF8/STA auf Robur verfügten, konnten im Verband, effektiv das Handeln bei Großschadenslagen geübt werden. Den alten Maschinisten, wie Kamerad Gerhard Schwanke, ist es zu verdanken, dass unser LO, trotz seiner Störanfälligkeit immer einsatzbereit war, bzw. die Einsatzbereitschaft noch verbessert wurde. Hierzu folgende Anekdote: Kamerad Schwanke, hatte mittels eines keinen Tricks das Ansaugverhalten der Vorbaupumpe wesentlich verbessert. Bei einer Brandschutzübung hatte die FFw Plötzin die Aufgabe, die Wasserentnahme mittels Vorbaupumpe aus einem Feuerlöschbrunnen sicherzustellen. „ Da kriegt ihr sowieso kein Wasser“ war die Aussage einer namhaften Führungskraft von der FF Werder. Er wurde eines Besseren belehrt! 1988, nach ca. 7000 km Laufleistung, erhielt das Löschfahrzeug, planmäßig eine Generalüberholung in einem Storkower Instandsetzungswerk. Danach kamen nur noch 2000 km zusammen, da andere Fahrzeuge zum Einsatz kamen. Aber dazu später mehr. 2001 wurde unser LO und zwei weitere Fahrzeuge gleichen Typs innerhalb einer humanitären Aktion der Stadt Werder nach Montenegro in Ex-Jugoslawien überführt und dort der Feuerwehr übergeben. Die 1000 km bewältigte unser LO ohne Probleme. Aber das ist eine andere, auf Video dokumentierte, Geschichte. Über das weitere Schicksal dieses Fahrzeugs ist nichts bekannt.
  1. Der Schlauchtransportanhänger (STA)
    Der STA, wurde 1970 zusammen mit dem LO an die FFw Plötzin geliefert. Übrigens war Eigentümer des Fahrzeuges und des STA, ursprünglich der Landkreis Potsdam. Erst mit Auflösung der Landkreise nach DDR-Struktur, wurden alle Fahrzeuge formell den Kommunen übergeben. Die Schlauchbuchten des Anhängers waren eigentlich für 400 Meter, Baumwollumsponnenem Schlauchmaterial ausgelegt. Geliefert wurde der Anhänger jedoch schon mit den heute gebräuchlichen, Kunstfaser-umsponnenen Schläuchen. So konnte der mitgeführte Schlauchvorrat auf ca. 30 B-Schläuche erhöht werden. Nach der Ausmusterung des LO, wegen Indienststellung des neuen LF 8/6, hat sich die Wehrführung für den Verbleib des STA im Bestand der FFw Plötzin, stark gemacht. Hintergrund war der nicht vorschriftsmäßige Ausbau der Löschwasserversorgung der Ortslage Plötzin und die weiterhin, im Außenbereich, vorhandene Wohnbebauung.
  1. Der ZIL
    Der „ZIL 157″ hatte nur eine kurze Gastrolle in der FFw Plötzin. Das Fahrzeug wurde in der ehe maligen Sowjetunion, in der „Sawod Imeni Lichatschow“ (zu deutsch „Werk mit dem Namen Lichatschow“), in Moskau, produziert. Es wurde mit einem „Entaktivierungs-Aufbau“ (Typenbezeichnung ARS-12) versehen und landete schließlich bei der sogenannten „Zivilverteidigung“ der DDR. In vielen Lagern wurde Material für den sogenannten „Ernstfall“ gehortet, so auch in Glindow wo sich auch so ein Lager befand. Nach der Wende wurden diese Lager aufgelöst und das Material entsorgt. Irgendwie kam das Angebot zu Schorsch Neumann. Er war ein bisschen skeptisch, letztendlich wegen der Platzverhältnisse im Gerätehaus. „Dann stellst du ihn unter die Eiche, auf dem Dorfplatz! Den klaut sowieso keiner“ meinten die, mit der Auflösung des Lagers betrauten Mitarbeiter des Landkreises. Man fand also irgendwie Platz im Gerätehaus. Der ZIL war zwar nicht mehr das neueste Baujahr, aber wie in der DDR üblich in einem sehr guten Zustand. Die Schlauchanschlüsse des Entgiftungsfahrzeuges wurden auf C-Festkupplung umgerüstet. Mit 2700 Liter Wasser an Bord und der kleinen, zu schaltbaren Kreiselpumpe, die zwar nur 3 bar brachte, konnte das Fahrzeug als Hilfs-Tanker eingesetzt werden. Bei mehreren Bränden wurde der ZIL erfolgreich eingesetzt. Hier wären zu nennen der Brand des Jugendklubs in der „Sandkute“ und der Brand des reetgedeckten Wohnhauses der Familie Ladendorf nach Blitzschlag, 1991. Mit den 3 angetrieben Achsen, der relativ kleinen, gedrungenen Bauweise eignete sich das Fahrzeug vorzüglich bei Wald- und Ödlandbränden im schweren Gelände. Nachteil war der enorme Durst des 6 Zylinder Benzinmotors und dass das Fahrzeug nur eine Besatzung 1:2 hatte. Nach der Indienststellung des TLF 16/24 wurde der SIL zur FFw Göhlsdorf abgegeben. In der Gemarkung Göhlsdorf befinden sich große Waldflächen. In Göhlsdorf erhielt der SIL zwar einen roten Farbanstrich, aber leider vergaß man mal Öl nachzufüllen, sodass der Motor bald seinen Dienst versagte und man das Fahrzeug einem Schrotthändler überließ.
  1. Der Tanker
    Das TLF 16/24, auf Mercedes LG 315, gehört seit 1992 zum Bestand der FFw Plötzin. Die Typenbezeichnung LG 315 des Fahrgestells, weißt auf einen geländegängigen LKW, mit 5 Tonnen Nutzlast hin. Dieser, von Mercedes Benz, 1957, im Werk Gaggenau, für die Bundeswehr gebaute Typ war Grundlage für viele Aufbauten. So auch für Drehleitern und Tanklöschfahrzeuge. Unser Fahrzeugaufbau wurde von der Firma „Gebrüder Bachert“, Friedrichshafen am Bodensee gebaut und an die Bundeswehr geliefert. Die Firma Bachert ist ein alteingesessener Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen und -technik in der Bundesrepublik Deutschland. Mit einem Wasservorrat von 2400 Liter und einer Nennleistung der eingebauten Pumpe von 2400 Liter pro Minute passt das Fahrzeug nicht so recht in eine Feuerwehrnorm. Aus den Erfahrungen des 2. Weltkrieges heraus horteten die beiden in Mitteleuropa gegenüberstehenden Blöcke Unmengen an Waffen und Gerät. (Siehe auch unter Pkt. 12, die Geschichte des SIL). Unser TLF wartete wohl in einem Mob.-Lager (Mobilmachungs-Lager) der Bundeswehr auf seinen Einsatz bei dem, bei einer eventuellen, militärischen Auseinandersetzung, zu erwartenden Flächen-Bombardements von westdeutschen Städten. Nach 35 Jahren, 23 Tausend Kilometer Laufleistung und mindestens einer Generalinstandsetzung kam wohl dieses Fahrzeug erstmalig in den für Ihn vorgesehen Einsatz.
    Es war nach der Wende der frühe Kontakt zu den Kameraden aus dem niedersächsischen Meine, die Schorsch Neumann auf die Spur zu diesem Fahrzeug brachte. Der damalige Wehrführer von Meine, Fritz Keybein, berichtete, dass sich eine Wehr in ihrem Bereich, ein TLF aus Bundeswehrbeständen besorgt hatte. Nach einigen Telefongesprächen hatten wir die Einladung ein Fahrzeug in einem MobLager der Bundeswehr im Odenwald zu besichtigen. Es machten sich also die Kameraden Günter Steinhöfel, Gerhard Schwanke, Schorsch Neumann und Wilfried Neumann, sowie der damalige Bürgermeister Lothar Schneiderwind, frühmorgens auf den Weg nach Mosbach. Im Mob.-Lager angekommen, empfing uns ein Hauptmann der Bundeswehr. Aha, die „Plötziner“ sind da! Er führte uns in eine Fahrzeughalle. Dort standen hintereinander unzählige Fahrzeuge, der verschiedensten Typen und Ausführungen. Der Hauptmann wies auf das dritte Fahrzeug in einer Reihe Tanklöschfahrzeuge. „Der hier könnte Eurer werden!“ meinte der Hauptmann. Wir inspizierten das Fahrzeug. Ausrüstung und Fahrzeug war Top! Kein Ölfleck unter dem Fahrzeug. Ein Zivilangestellter startete den Motor. Der meldete sich nach ein paar Umdrehungen mit sehr lautem „Kläcken“, lief aber sofort rund und sauber. „OK, den nehmen wir!“ war die einhellige Meinung. „Dann fahrt mal an die Tankstelle und macht noch den Tank voll!“ sagte der Hauptmann. Nach einigen Formalitäten (wir wurden u.a. gefragt, wo sich das nächste Bundeswehr-Objekt befindet), fuhren wir vom Hof. Wenn das Fahrzeug die 600 Kilometer ohne Probleme übersteht, dann ist es OK, waren wir uns einig. Mit 80 km/h und einigen Tankstopps kamen wir spät abends, ohne Panne, zu Hause an.
    Um den Tanker an die Anforderungen an den Dienst in unserer Freiwilligen Feuerwehr anzupassen, war wieder die Initiative unserer Kameraden gefragt. Das moderne Funkgerät musste irgendwie im engen Führerhaus untergebracht werden. Die DDR-Druckluftatmer (PA), mussten in die, dafür vorgesehenen, Kästen eingepasst werden. (Die mitgelieferten Geräte der Firma „Dräger“ wurden seinerzeit dem FTZ für Ausstellungszwecke überlassen). Die winzigen Rückleuchten mussten durch ordentliche Dreikammerleuchten ersetzt werden. Die Scheinwerfereinsätze wurden, wie für Feuerwehrfahrzeuge vorgeschrieben, gegen moderne H4-Einsätze (vom Trabant, die passten!!) ausgetauscht. Die einzelne Blaulicht-Rundumleuchte wurde durch zwei, später durch 3 Halogen-Rundumleuchten aus DDR-Produktion, ersetzt. Das Reserverad wurde entfernt, um Platz für Bindemittel, Feuerlöscher, Spaten, Schippen, etc., zu schaffen. Schließlich bekam das Fahrzeug durch die Kameraden Jürgen Dräger und Günter Wilke noch eine feuerwehrtypische Lackierung. So wurde der Tanker zu einem vollwertigen und zu der Zeit oft angeforderten Löschfahrzeug. Wegen der hohen Geländegängigkeit musste Plötzin dorthin fahren, wo andere nicht wollten oder nicht konnten. So z.B. bei den Bränden am „Götzer Berg“, wo unserer Tanker das einzige Fahrzeug war, das ohne fremde Hilfe zum Brandort und wieder zurückgelangte. Die anderen Fahrzeuge sind nur mit Zugunterstützung eines großen Allrad-John-Deere-Traktors, oder durch uns, durch den feinen Zuckersand gekommen. Oder beim Waldbrand am Bahndamm in der Pirscheide bei Potsdam. Die längste Anfahrt zu einem Einsatz hatten wir zu einem Waldbrand bei Dietersdorf, hinter Treuenbrietzen. Der alte Tanker hat sich also bei vielen Einsätzen zuverlässig bewährt. Reparaturkosten sind kaum angefallen. Trotzdem wurde das Fahrzeug, 2003, durch den damaligen Stadtwehrführer, ohne Rücksprache mit der Ortswehrführung, aus dem Einsatzbestand entfernt. Bis zur Indienststellung des MZF, konnte er im neuen Gerätehaus verbleiben. Der Feuerwehr- und Heimatverein Plötzin konnte den Mercedes übernehmen und als Oldtimer zulassen. So ergänzt er die kleine Sammlung historischer Fahrzeuge in unserem Verein.
  1. Das LF 8/6
    Das LF 8/6, hergestellt von der Firma Ziegler, Mühlau/Sachsen, ist das erste, fabrikneue Löschfahrzeug, welches nach der Wende, bei FFw Plötzin, in Dienst gestellt wurde.
    Nach der Bildung des Amtes Werder, Anfang der Neunziger Jahre, erstellte der damaligen Amtsbrandmeister eine Konzeption, wie und in welchem Zeitrahmen die, in den Amtsgemeinden vorhandene Löschfahrzeuge aus DDR Produktion, zu ersetzen sind.
    Nachdem für die FFw Töplitz ein neues LF8 ausgeschrieben und geliefert wurde, sollte im Jahr 2000, die FFw Plötzin an der Reihe sein. Die Gemeinde Plötzin entschloss sich in diesem Jahr, nsich in die Stadt Werder eingemeinden zu lassen. Daraufhin beschloss der Hauptausschuss des Amtes die Beschaffung eines LF 8 für Plötzin auszusetzen. Die Ausschreibung lief schon und mehrere Hersteller hatten bereits ihre Fahrzeuge vorgestellt. Da beschlossen die Gemeindevertreter, der noch eigenständigen Gemeinde Plötzin, für die Anschaffung des Fahrzeuges die noch vorhandenen Rücklagen des Haushaltes der Gemeinde Plötzin, zu verwenden. Dies musste jedoch noch vor Ablauf des Haushaltsjahres erfolgen, sodass nur ein „Vorführfahrzeug“ in Frage kam. Die Firma Ziegler mit ihrem Verkäufer, Herrn Schuhmacher, der uns schon aus DDR-Zeiten bekannt war, bot schließlich ein solches Fahrzeug an. Mit 2000 Kilometer auf dem Tacho und ein paar kleinen Umbauten war das LF 8/6 auf Mercedes „Atego“ ein echter Glücksfall für die FFw Plötzin. Zwischen den Feiertagen des Jahres 2000 machten sich die Kameraden Arnim Bachnik, Gerhard Schwanke, Kurt Rieke, Wilfried Neumann und Herr Locke von der Stadtverwaltung nach Sachsen auf, um das Fahrzeug bei der Außenstelle der Firma Ziegler in Mühlau, bei Chemnitz, abzuholen.
    Die Indienststellung konnte somit Anfang 2001 erfolgen. Das Fahrzeug gehörte durch die Eingemeindung von Anfang an zum Einsatzbestand der Stadt Werder und wurde dementsprechend genutzt. Da die FF Werder in die Brandschutzeinheit des Landkreises integriert ist, bleibt ein Einsatz in besonderer Erinnerung. Als 2002 die Brandschutzeinheit zum Elbehochwasser nach Mühlberg gerufen wurde, waren zwei Kameraden und das LF aus Plötzin dabei. Seither hat sich das Löschfahrzeug bei vielen, anderen Einsätzen bewährt.
  1. Das Mehrzweckfahrzeug (MZF)
    Auch zu dem in der Ortsfeuerwehr Plötzin stationiertem MZF gibt es eine kleine Geschichte zu erzählen.
    Für das Jahr 2005 ließ der damalige Stadtwehrführer der FF Werder die Beschaffung eines Nachschubfahrzeuges für die Ortswehr Werder in den Haushalt einstellen. Dies geschah nebenbei vermerkt ohne Absprache mit der Stadtwehrführung. Es sollte ein Klein-LKW mit Ladebordwand beschafft werden. Nachdem der Stadtwehrführer überraschend sein Amt niedergelegt hatte, wurden die Aktivitäten zur Beschaffung dieses Fahrzeuges durch den amtierenden, stellvertretenden Stadtwehrführer ausgesetzt.
    Der neue Stadtwehrführer, Kamerad Boreck, hat die Konzeption für ein Nachschubfahrzeug überdacht und mit seinen Stellvertretern entschieden, ein Fahrzeug anzuschaffen, dass neben den Nachschubaufgaben auch den Personentransport übernehmen kann. So kam es zur Ausschreibung des MZF in der jetzigen Form. Die Firma Ziegler erhielt wieder den Zuschlag.
    Ziegler hatte wohl einige Fahrzeuge, einer zu der Zeit auslaufenden „Sprinter“-Baureihe, bei Mercedes preiswert kaufen können. Sie konnten so, ein qualitativ hochwertiges Fahrzeug, zu einem günstigen Preis anbieten. Letztendlich waren es sicher auch die guten Beziehungen zum „Ziegler-Starverkäufer“ Herrn Schuhmacher, sodass das optimal für den, in der FF Werder, anstehenden Aufgaben vorbereitet wurde. Zum Tag der Feuerwehr 2006 wurde das MZF offiziell an die Ortsfeuerwehr Plötzin übergeben. Gerade für die Arbeit mit den Jugendfeuerwehren, für die Aktivitäten zu den Wettkämpfen, Besuch von Lehrgängen am FTZ usw., hat sich die Fahrzeugkombination vielfach gut bewährt.
  1. Noch etwas „nicht-Mobiles“
    Die Alarmierung der Kameraden der FFw Plötzin erfolgte bis Anfang der Fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu meist durch einen Hornisten, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch den Ort fuhr, um die Kameraden zum Einsatz zu rufen. Wer schon mal versucht hat, dass noch vorhandene Horn zu blasen, weis mit welchen Anstrengungen dies verbunden ist.
    Hinzu kam die enorme Zeitverzögerung die damit in der Alarmierung verbunden war. Anfang der Fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es eine Anfrage der FFw Plötzin an das „Feuerwehrkommando Belzig“(Anmerkung: Das Feuerwehrkommando i n Belzig ist vergleichbar mit dem heutigen Kreisbrandmeister und war als Anlaufstelle für die Freiwilligen Feuerwehren, in diesem Fall des alten Kreis „Zauch Belzig“, zuständig.), zur Beschaffung einer elektrisch betriebenen Sirene. In einem Antwortschreiben von 1952 heißt sinngemäß, man werde sich mit der „Besatzungsmacht“ (gemeint waren die „Russen“) in Verbindung setzten, um eine alte Luftschutzsirene aus einem Sperrgebiet (ehern. Offiziers-Wohnsiedlung in der heutigen Brünhildestraße), in Werder zu bekommen. Nach Erzählungen von Kamerad Harry Wils, wurde unsere Sirene jedoch vom Eckhaus in der Brandenburger Straße, neben der Schule, in Werder, durch die Kameraden demontiert. Es handelte sich um eine zweitönige Luftschutzsirene der Firma Siemens&Halske, Typ FM Si-40, Baujahr 1939. Die Sirene besteht eigentlich aus zwei, separaten Sirenen, die in einem Sirenengehäuse zusammengefasst wurden. Eigentlich war der tiefe Ton mit 133 Hertz für Brandalarm und die Sirene mit dem hohen Ton (385 Hertz-Tonfrequenz) für den Luftschutzalarm gedacht. Die Sirene wurde auf dem Stallgebäude des Kameraden Helmut Klinner wieder montiert. Die Auslöseeinrichtung befand sich am Gerätehaus. Durch eine Steuerleitung konnte die Hochtonsirene auch aus dem Haus des Wehrführers Schorsch Neumann, ausgelöst werden. Da sich in seinem Haus eine Nebenstelle des Telefonanschlusses des Gemeindebüros befand, war die FFw Plötzin praktisch 24 Stunden am Tag, per Telefon, schnell alarmierbar. Das führte dazu, dass die FFw Plötzin zu vielen überörtlichen Einsätzen gerufen wurde. Mit der Einführung der digitalen Meldeempfänger verlor die Alarmierung per Sirene zu nehmend an Bedeutung. Trotzdem wurde diese Sirene noch in das digitale Alarmierungssystem eingebunden und steht somit immer noch für die Alarmierung zur Verfügung.
  1. Schlussbemerkung
    Die vorstehende Abhandlung stellt nur einen Teil der Aktivitäten, Initiativen, Geschichten und Geschichtchen in der FFw Plötzin dar. Sie soll lediglich die Chronik der Feuerwehr in Plötzin ergänzen. Sie soll keine abgeschlossene Geschichte sein. Im Gegenteil,
    sie sollte weiter ergänzt und fortgeschrieben werden. Vor allem bleibt zu hoffen, dass die bei den Oldtimer aus Zwickau in ihrem derzeitigen Zustand erhalten bleiben. Es existieren einige erstklassig restaurierte Horch-Fahrzeuge dieser Typen. Nur die beiden Plötziner Fahrzeuge sind Unikate und kulturhistorische Zeugen der Zeitgeschichte in Plötzin.

12.08.2014 W.Neumann